Daß unser erster Flug ins Land der Gallier Ende Juli in einem überstürzten Rückzug endete, kratzte gewaltig an der Ehre. Außerdem galten die Genehmigungen für Fluggerät und Pilot noch bis September. Nach diversen Internetwetterstudien stand jetzt der 4. September für einen erneuten Versuch einer aviatischen Heldentat fest. Unser Stützpunkt im Feindesland sollte Sisteron – Theze Sisteron-Theze im Herzen der Provence sein, der uns von Hans-Peter Andresen empfohlen wurde. Von Ihm hatten wir auch die Adresse der Domaine de Fombeton. Dieses wunderschön auf einer Anhöhe gelegene Anwesen wird von den drei Deutschen Uta, Moritz und Roland geführt und liegt 3 km südlich des Flugplatzes. Ein kurzer Anruf wegen Zimmerreservierung und es gab kein Zurück mehr. Mein Mithalter Mike, genannt „der rote Baron“, hatte auch schon die Freigabe der obersten Heeresleitung direkt von seiner Frau eingeholt. Also Flugplanaufgabe im Internet und Fax an den Zoll in Montbelliard. Mit Rucksack und Tüten bewaffnet bestiegen wir am Samstagmorgen unseren guten C 42, der mit 100 Litern Sprit gefüttert (überladen!) schon auf uns wartete. Der DWD sagte uns für den Bereich Grenoble gegen Nachmittag Überentwicklung voraus und wir wollten noch vorher dieses Gebiet durchflogen haben.
Um drei nach Sieben (UTC) erhob sich unser Transporter in die Luft über Dörzbach. Die Trimmung auf Kopflastig und ab ging die Post. Durch den seidigen, stahlblauen Äther der sich nur über dem Schwarzwald durch einigen Bodennebel trübte, schwebten wir endlich in Richtung Süden. Nun nahm das gewohnte Prozedere wieder seinen Lauf. Abtauchen ins Rheintal und versuchen mit Reims Information Kontakt aufzunehmen. Das Abtauchen klappte vorzüglich aber Reims Info wollte wieder mal von uns nichts wissen. Was soll´s. Cool wie ein Profi schlichen wir wieder über Mulhouse unter der CTR von Basel in Richtung Montbelliard. Transponder auf 7000 und endlich klappte auch die Verbindung mit Reims, der diesmal ganz gut verständlich war. Wir konnten unseren Flugplan schließen und anschließend in Montbelliard ein Landeinfo anfordern, das wir natürlich (Wochenende) nicht bekamen. Ein französischer Blechflieger gab uns den Tipp es mal mit der 08 zu versuchen. Also Blindmeldung =right downwind 08- Base – Final 08 und auf der 1700m Asphaltbahn um 9 Uhr ausschweben. Eine der leichtesten Übungen für meinen Piloten Mike. Durch meine Erfahrungen des letzten Frankreichflugs war ich gewarnt und suchte den Himmel nach Fallschirmspringern ab. Seltsamerweise war diesmal die Luft sauber. Von den angeforderten Zollbeamten war auch nichts zu sehen. Nach einem kleinen Plausch mit den in der Flugplatzkneipe weintrinkenden Franzosen starteten wir eine halbe Stunde später in Richtung Bellegarde. Da hier an der Schweizer Grenze keine Gefahren- oder Beschränkungsgebiete sind, ersparte ich mir auch den nervigen Funk mit den Informationsstellen. Mein Garmin GPS III im Auge und die ICAO- bzw. Jeppesenkarten auf dem Schoß genoss ich jetzt die schöne Landschaft während mein Michel sich mit der einsetzenden Thermik abquälte. Der Genver See war wegen der zu geringen Flughöhe (4500 ft.) nicht zu sehen.Grenoble Wir kurvten Richtung Süden über Chambery dem Iseretal folgend nach Grenoble. Das versprochene Gewitter war noch nicht ganz soweit. Die Gipfel der über 6000 ft. Hohen Berge umhüllten sich jedoch mit Wolken. Der Ausblick war
g i g a n t i s c h !
Nun folgten wir der Eisenbahnlinie nach Süden. Rechts und links von uns türmten sich 7000 ft. hohe Berge mit schroffen Felswänden. Mehr wie 5500 ft. Flughöhe waren wegen der Bewölkung nicht drin. Notlandemöglichkeiten – Fehlanzeige! Und so zitterten wir zu Gott Rotax betend gen Sisteron. Es wurde wieder besser und das schöne breite Tal der Durance empfing uns mit bestem Wetter. Um 12:14 setzten wir nach der obligatorischen Blindmeldung auf die 36 Gras in Sisteron-Theze. Es war traumhaft. Jede Menge deutsche Segelflieger machten hier ihr Fliegerlager. Es gibt sogar ein Flugplatzrestaurant, einen Campingplatz und einen Pool am Platz. Nach einem Anruf holte uns Moritz vom Platz ab und wir genossen anschließend unser wohlverdientes Bier im Domaine de Fombeton Schatten lauschiger Bäume der Domaine de Fombeton. Daß der Weg zum Paradies auch immer über das Fegefeuer gehen muß. Wir liehen uns von Moritz Fahrräder und radelten zum Platz zurück. Das Abendessen genossen wir mit einer Flasche Rotwein um in stockdunkler Nacht die Heimreise anzutreten. Da an den Mountainbikes die Beleuchtung fehlte, wurden die 3 km zum IFR-Erlebniss 1. Klasse. Unterwegs noch von der Beregnungsanlage einer Apfelplantage geduscht fanden wir doch noch wohlbehalten hin um noch einen Absacker im Kreise der Segelflieger zu inhalieren.
Da wir keinen gesteigerten Wert auf die Thermik legten, machten wir uns nach einem ausgiebigen Frühstück sofort auf den Weg zum Platz um in Richtung Mittelmeer zu entschweben. Durch eine gigantische Bergwelt, die unsere Alpen in den Schatten stellt, flogen wir nördlich der Nizzaer CTR Richtung Monaco italienischer Grenze unter der Kontrolle von Nice-Radar. Diese Täler forderten von uns wieder einige Stoßgebete zu Gott Rotax. Man hätte hier noch nicht mal die Chance im Talboden einzuschlagen, weil man sich vorher zwischen den Felswänden wegen zu geringem Abstands derselben verkeilen würde. Durch einen Einschnitt im Gebirge kamen wir östlich von Monaco auf das Mittelmeer zu. Den Gashebel auf Standgas; Steuerknüppel voll gedrückt und mit 2 m Steigen kämpfend, versuchten wir nun Höhe abzubauen. Monte Carlo, Nizza Nice, Cannes zogen unter uns durch. Noch mal kurz Fürst Rainer und Caroline zugewunken und über Frejus flogen wir wieder zwischen zwei Beschränkungsgebieten hindurch Richtung Sisteron. Nach dem anschließenden sonntäglichen Ausflug auf dem geliehenen Enduro-Motorrad in die Stadt schloß der Tag wieder mit einem sehr guten Abendessen, einem Rotwein, einer Nacht-VFR Radtour und einem Absacker.
Um unseren Adrenalinhaushalt nicht allzusehr durcheinander zu bringen sollte der Montag der Muße dienen. Der Flug in die Berge zum Ursprung der Durance mit Landung in Gap-Tallard gestaltete sich äußerst beschaulich. Auch das nächtliche Radeln blieb uns diesmal erspart, da wir bei unserer Wirtin Uta ein ausgezeichnetes Boeuf de Burgignon genossen; natürlich nicht ohne den obligatorischen Rotwein.
Perpignan Für Dienstag nahmen wir uns noch mal das Mittelmeer vor. Nach Süden um das Sperrgebiet von St. Christol herum über Avignon, Nimes, Montpellier, Beziers, Narbonne erreichten wir nach 2 Stunden entspanntem Flug Perpignan, um auf dem UL-Platz in Torreiles zu landen. Der Rückflug ging dann unter Radarkontrolle von Rhone 2 direkt über den Militärplatz von Arles. Die dort fliegenden Miragejäger brauchten uns ihre Flugkünste nicht extra zu beweisen. Wir konnten sie aus sicherer Höhe beobachten. Am Abend ein exquisites Essen und ein Rotwein und die Welt war wieder in Ordnung. Danach wurde die Rechnung beglichen. Die Übernachtung mit Frühstück schlug mit 43 DM; die Platzbenützung (Mitgliedschaft im Aeroclub) mit 37 DM pro Tag und ein Abendessen mit 28 DM zu Buche.
Der Rückflug über Montbeliard und Bremgarten nach Dörzbach verlief problemlos. Über Grenoble konnten wir nicht fliegen, weil diesmal das Tal von Wolken versperrt war.
Daten: Flugzeit 20 Std.; Strecke 2900 km; Verbrauch 280 ltr.
Viv la france. Gut, daß es noch Helden gibt! Wir kommen wieder!