Da unsere letzten Ausflüge nach Frankreich sehr gut verliefen, beschlossen wir, das sind Wolfgang und Gustav vom UL-Verein Dörzbach, auch dieses Jahr wieder einen Abstecher ins Nachbarland zu machen. Die ganzen Vorschriften für die Ultraleichten haben die Franzosen seit Neuem fallen gelassen und deshalb ist eine kurzfristige Flugplanung möglich. Die Jeppesen VFR+GPS-Karten (wegen Beschränkungsgebieten) sowie die alten Icao-Karten (wegen Frequenzen) hatte ich noch vom letzten Mal. Das sollte genügen, da wir uns für unseren neuen C 42 auch noch ein neues GPS III Pilot mit dem neuesten Kartenmaterial zugelegt hatten. Noch schnell den ersten Ölwechsel gemacht und den Motor durchgesehen. Alles in Butter. Anhand der Karten und der AIP erstellten wir unser Route. Natürlich war ein festes Ziel die Domain de Fombeton in Sisteron. Vor zwei Jahren hatten wir aus Versehen 100 DM zuviel bezahlt und die wollten wir sparsamen Schwaben uns natürlich wieder holen. Moritz hatte auch noch 2 Zimmer frei und das Wetter sollte auch mitspielen. Die Freigabe unserer obersten Heeresleitung lag auch schon länger vor und so stopften wir unsere D-MREC mit unseren Rücksäcken und Karten voll, immer die maximale Abflugmasse im Auge. Nachdem aber noch 100 ltr. Sprit in die Tanks mussten, konnten wir auf die Wägung keine Rücksicht mehr nehmen. Nach Aufgabe des Flugplanes und der telefonischen Zollanforderung (24 Std. vorher) für unseres Ziel Montbeliard konnte es nun los gehen.
Am Freitag, den 27.7. um 7.30 Uhr schwangen wir uns in Dörzbach mit Anlauf in den Himmel. Über Stuttgart Information aktivierten wir unseren Flugplan. Nach einem sehr angenehm ruhigen Flug über den Schwarzwald tauchten wir in das Rheintal ab um in 1000 ft. die französische Grenze bei Bremgarten nach 1,5 Std. zu überfliegen. Die Sicht war sehr gut, da sich der gefürchtete Dunst bereits verzogen hatte. Der Controller von Reims Info hatte natürlich keinen Radar und wir mussten uns unter der Kontrollzone von Basel durchschleichen. Nach Schließung des Flugplanes war auch schon Montbeliard in Sicht undMontbeliard wir landeten nach Freigabe in Englisch auf der 26. Da der Platz besetzt war, kostete uns der Spaß dieses Mal 9 DM. Bis hierher flogen wir 2 Std. und warteten jetzt 20 min. auf den französischen Zoll, der aber sowieso nie kommt. Wat mut, dat mut, sagt der Ostfriese. Also weiter Richtung Sisteron. Über Pontarlier an der Schweizer Grenze entlang und mit Unterstützung von Genf Info ging ein schöner Flug über das Voralpenland. Danach von Chambery über den Lac du Bourget nach Süden geleitet, flogen wir an den 6300 ft. hohen Bergen vorbei in das Tal der Isére bei Grenoble ein. Weiter der Eisenbahn nach Süden folgend durch das Luneltal vorbei an Aspres-sur-Buech hatten wir unser Ziel im Durancetal vor uns. Sisteron Info: D-MREC right dounwind 36 – Base – Final und wir saßen nach 4:40 Std. Flugzeit bei sengender Sonne im ausgedörrten Grass. Ein Anruf bei Moritz und schon genossen wir in der Domain de Fombeton im lauschigen Schatten alter Platanen unseren Eistee und „einen“ großen Schluck des einheimischen Rotweins. Hier lässt es sich leben wie Gott in Frankreich. Moritz hatte neben den Fahrrädern und dem Motorrad jetzt auch ein Auto zu vermieten, das er und überließ. So konnten wir am Abend auf dem 3 km entfernten Flugplatz speisen. Sehr gut und nicht teuer; wie auch die Übernachtung (35 DM) bei Moritz, Uta und Wolfgang in ihrem restaurierten Gutshof. Bis spät in die Nacht tauschten wir dann noch Frotzeleien mit den deutschen Segelfliegern aus, die dort ihren Urlaub verflogen.
Am Samstag standen wir um 9 Uhr am Platz um zu tanken. Das Avgas kostet dort 2,70 DM. Die Segelflieger putzten noch an ihren Superorchideen als wir eine Stunde später in Richtung Saint Tropez entschwebten. Über das südlich gelegene St. Auban und den Lac de Ste. Croix umflogen wir ein Sperrgebiet. Wie wir später von Marreille Info erfuhren, war das nicht nötig, da am Wochenende keines der Gebiete aktiv war. Die Ausläufer der Seealpen hier waren nicht gerade einladend. Lauter Bäume und unwegsames Gelände: „Ziegenkalabrie“ wie unser Wilhelm zu sagen pflegt. Nach einem Abstecher über die gesperrte Bahn von Frejus direkt an der Cote d´Azur landeten wir nach einer Stunde auf dem 3 km weiter nordwestlich gelegenen Ultraleichtgelände. Dort flog auch ein emigrierter Saarländer, der uns als Dolmetscher diente. Die Landung war kostenlos und die Leute sehr freundlich nur diese Hitze brachte uns bald um. In der nahe gelegenen Ortschaft könnte man auch übernachten, wie uns der Emigrant sagte. Hier flog man neben Trikes in der Mehrzahl Dreiachser wie die CT.
Also weiter. Der Küste folgend war unser nächstes Ziel St. Tropez nicht mehr weit. In dem dazuSt. Tropez gehörigen Golf schwammen vom kleinen Boot bis zum umgebauten Frachtschiff die Spielzeuge der Schönen und der Reichen. Noch ein Bild von der Citadelle und dem Flugplatz La Mole, auf dem die großen Blecheimer der Besucher von St. Tropez standen. Danach ging`s wieder hoch über die Provence nach Sisteron. Moritz machte mit mir noch einen kleinen Flug in die Umgebung. Danach war aber festzurren angesagt. Gegen Abend kam dann auch ein Gewitter mit Blitz und Regen, was aber nur unwesentlich Abkühlung brachte. Jedenfalls mussten die Segelflieger danach noch nach den außengelandeten Kollegen suchen. Wir labten uns wieder an dem guten Rotwein und genossen den lauen Abend.
Am Sonntagmorgen war der Himmel wieder blitzblank. Auf die Schnelle entschlossen wir und zu einem Ausflug auf einen Altiport. Der Flugplatz Alpe d` Huez lag eine dreiviertel Stunde nördlich. Die Bahn hat Anflug auf Alpe d` Huez eine Läge von 448 m, eine Steigung von 16,2 % und liegt auf 6 100 ft unterhalb eines 10 000 ft hohen Bergmassivs. Den Anflugplan auf den Knien stiegen wir durch ein Tal auf die Platzrundenhöhe von 6 600ft. Im Funk war einiges los; leider auf französisch, das ich nicht verstand. Deshalb wollte ich in englisch ein Landeinfo. Die Antwort kam wieder in französisch. Wir warteten eine ruhige Minute ab und meldeten uns über dem Pflichtmeldepunkt SW im Final auf die 06. Die Minibahn wurde jetzt etwas größer um sich letztendlich zu einer Steilwand aufzubauen. Da halfen keine Klappen, da half nur Gas. Einmal kurz gezogen und wir rollten die Piste hoch ins Nichts. Als wir dann über den Absatz kamen, hatten wir wieder Erdsicht und stellten unsere EC mit leicht schlotternden Knien auf dem Plateau ab. Mit etwas schlechtem Gewissen erklommen wir die Stufen zum Tower. Der sehr freundliche Flugleiter erklärte uns nochmals den Anflug. Man muss den Platz in einer SchleifeAlpe d` Huez überfliegen und anschließen erst in das Endteil gehen. Die fehlenden Englischkenntnisse erklärten sie dadurch, dass der Platz nur für Franzosen mit dem dazugehörigen Rating zugelassen ist. Für uns war das aber kein Problem, da hier auch noch andere Ultraleichte flogen. Die Landung war übrigens kostenlos. Der riesige Stempel füllte fast eine Seite meines Flugbuchs. Neben der Bahn war auch noch ein Golfplatz. Die spinnen, die Römer!
Nach ein paar Beruhigungszigaretten rollten wir zum Start auf die 24 um uns den Berg hinabzustürzen. Wir brauchten nicht mal groß zu ziehen um wagerecht zu fliegen. Dem Romanchetal in Richtung Grenoble folgend schlichen wir Richtung Westen um dann nach Süden über Gap und den Serre-Poncon-See wieder nach Hause zu fliegen. Wir tanken unseren Flieger auf und bezahlten für die drei Tage 54 DM an Gebühren. Anschließend mussten wir noch mit ansehen, wie sich Schummis Ferrari beim Start in Hockenheim in Einzelteile auflöste. Danach fand wieder das abendliche Gewitter mit Nachtessen und Umtrunk statt.
Montagmorgen. Wir hatten uns entschlossen nach Süden zu fliegen. Unser Ziel hieß dieses Mal Torreilles Perpignan Pflichtmeldepunkt N bei Perpignan. Vorbei an St. Auban und zwei Gefahrengebieten steuerten wir das Rhonetal an. Radargeführt von Marseille Info wurden wir nun in 3000 ft. an die verschiedenen Kontrollstellen durchgereicht. Nimes, Montpellier, dessen Platz wir überflogen, und Beziers ließen uns bereitwillig die Küste entlang schrubben. Perpignan gab uns den Anflug auf den UL-Platz von Torreilles frei und wieder mal hatten wir es geschafft nach gut 2 Stunden relaxtem Flug festen Boden unter die Räder zu bekommen. Eigentlich wollten wir hier übernachten aber Wolfgang hatte noch einen Punkt in Petto. Er meinte, dass Carcassonne sehr sehenswert sei. Außerdem wollte er in den Pyreneen noch einen Berg umrunden. Von diesem Vorhaben mussten wir aber schon kurz nach dem Start Abstand nehmen. Bei Temperaturen über 35 °, einsetzender Thermik und Südwind wackelte unser Flieger wie ein Blatt im Wind. Wir kämpften uns mit kleiner Fahrt über die ausgedörrte und bergige Landschaft ins Audetal durch. Es ging nur noch rauf. 10 m Steigen war keine Seltenheit. Gurte straff gezogen und durch. Endlich: Carcassonne-Tower gab uns den Einflug in die Kontrollzone und die Landung auf der 2 km langen 28 frei. Diese Flugstunde war wirklich sehr lang. Wir kühlten uns im klimatisierten Abfertigungsgebäude bei einem Bier ab und sahen einem Airbus bei der Landung zu. Danach versuchten wir unsere Landegebühren zu bezahlen. Nach dem Ausfüllen eines Zettels, den wir am nächsten Morgen abgeben sollten, waren wir noch immer kein Geld losgeworden. Gleich neben dem Platz ist ein Motel des Aeroclubs, wo wir für die Nacht ein günstiges (50 DM/Person) aber warmes Zimmer bekamen. Nach einer ausgiebigen Dusche bestiegen wir am Haupteingang den Bus in die Stadt um noch etwas Kultur zu schnuppern. Die riesige Zitadelle wurde seit ihrem Bau nie eingenommen. Das ist eine Welt für sich. Hier ging es um wie bei uns in Rothenburg ob der Tauber. Wir hatten nun genug von der Kultur genossen und wandten uns in einem Straßenkaffee einem kühlen Spezi zu. Da nach 17 Uhr kein Buß mehr ging, charterten wir uns ein Taxi zum Airport. Um unseren Hunger zu stillen, wanderten wir einen Kilometer südlich durch ein Industriegebiet. Dort war ein SB-Restaurant und gegenüber ein Lokal mit einem großen, gelben M .
Kurz nach 9 Uhr am Dienstag konnten wir Sprit bunkern und nach Valence starten. Schnell noch mal einCarcassonne Bild von der Zitadelle und der Stadt geschossen und plötzlich fiel mir ein Zettel in die Hände. Den sollten wir eigentlich vor dem Start abgeben und zahlen. Na ja, so kann ich leider nicht sagen was die Landung gekostet hätte. Das Rhonetal war erreicht und die 2100m lange Bahn von Valence konnte im Direktanflug geentert werden. Es war nicht los. 9 DM konnten wir erst nach langem Suchen los werden. Hätten wir uns aber auch sparen können, denn bei unserem Start um 12.14 Uhr machte die Dame im Tower gerade Mittag. Nach kurzer Rücksprache mit einem anfliegenden Piloten starten wir wieder nach Besancon. Für die ausgedehnte Kontrollzone von Lyon bekamen wir keine direkte Freigabe und so flogen wir über den Flugplatz von Grenoble am östlichen Rand entlang via Amberieu, Lons und Arbois. Nach 2 Stunden landeten wir in Besancon la Veze auf der 23. Flugplan aufgegeben und starten – nach Bremgarten ist es noch eine Stunde. Nachdem ich dem Baseler Controller noch erklärt hatte, was ein Ultraleicht ist, lies der uns in komfortablen 4000 ft. durch sein Gebiet. 300 Fuß unter uns zischte noch ein Airliner im Anflug auf Basel durch und nach Frequenzwechsel auf Colmar Militär befanden wir uns bereits im Entteil von Bremgarten.
Flugplan schließen, tanken und Schnitzel essen.
Das letzte Teilstück nach Dörzbach gestaltete sich sehr unterhaltsam. Der lustige Kontroller von Stuttgart hatte wieder seinen guten Tag und so vergingen die 1 ½ Stunden wie im Fluge.
Fazit:
Keine Angst vor dem Ausland. Flugplanaufgabe und Zoll ist obligatorisch. Selbst wir Ultraleichte werden überall wie die „echten“ Piloten behandelt. Zur besseren Verständigung sollte man allerdings die englischen Sprechgruppen üben. Nicht zu schnell sprechen, da man sonst genauso abgefertigt wird. Nachfragen ist keine Schande. Die meisten Kontroller haben Nerven wie Bandnudeln. Im Falle eines „Hängers“ hilft bestimmt irgendein deutscher Pilot auf der Frequenz. Wenn man dann noch ein paar kleine Brocken französisch versteht, kann eigentlich nichts mehr passieren. Hauptsächlich sollte man sich mit den neuesten Karten eindecken und wenn der Status von Sperrgebieten nicht bekannt ist, wegbleiben! Vorsicht bei Landungen auf Privaten Plätzen. Nicht alle Besitzer mögen das. Die Beschreibungen stehen im Bottlang Airfield Manual, das man auch als Tripkit beziehen oder bei befreundeten Blechfliegern ausleihen kann. Wenn man keinen Bock auf die Funkerei hat, geht es auch größtenteils ohne; aber Vorsicht vor den Sperrgebieten. Mir hat mal ein französischer Fluglehrer, den ich nach Frequenzen gefragt habe, gesagt: Du fliegst Ultraleicht? Schnauze zu und unten durch. Er wusste sie selbst nicht.
Flugstrecke: 2773 km
Flugzeit: 19:21 Std.
Verbrauch: 285 ltr.
Gustav und Wolfgang